Fachkräftemangel in Zahnarztpraxen: Warum wir unser Grab selbst schaufeln

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Willkommen im Jahr 2025. Ein Jahr, in dem Zahnarztpraxen nicht nur mit Karies kämpfen, sondern mit den Spätfolgen politischer Entscheidungen, wirtschaftlicher Unsicherheiten und einem allgegenwärtigen Problem: Fachkräftemangel in Zahnarztpraxen.

Was einst wie eine düstere Zukunftsvision klang, ist längst Realität: Zahnarztpraxen in ganz Deutschland suchen verzweifelt nach qualifiziertem Personal – und finden es kaum noch. Die Lage ist so angespannt, dass sich Praxen die wenigen verfügbaren Fachkräfte gegenseitig „ausleihen“. Währenddessen steht die nächste Generation schon mit einem Bein im Ruhestand.

Die wahren Ursachen liegen auf dem OP-Tisch

Natürlich sind demografischer Wandel, Pandemie und Wertewandel der Generation Z wichtige Faktoren – aber viele Probleme sind hausgemacht. Statt Ursachen zu beseitigen, kleben wir Pflaster auf Symptome.

Zeit also für einen ehrlichen Blick in den Spiegel:
Wie attraktiv ist der Arbeitsplatz „Zahnarztpraxis“ wirklich?

Für viele junge Menschen lautet die Antwort: nicht besonders.
Lange Arbeitstage, wenig Aufstiegsmöglichkeiten, mäßige Bezahlung und ein oft autoritärer Führungsstil schrecken potenzielle Bewerber:innen ab. Die Folge? Sinkende Ausbildungszahlen – und das schon seit Jahren.

Ausbildung: Investition in die Zukunft

Trotz aller Klagen setzen viele Praxen weiter auf altbewährte Konzepte. Doch was früher funktioniert hat, reicht heute nicht mehr. Der Nachwuchs wird zwar gebraucht, aber selten aktiv umworben. Dabei liegt genau hier die Chance: Wer heute ausbildet, sichert morgen seine Fachkräftebasis.

Was es braucht? Keine Wunder. Sondern:

  • Moderne Ausbildungsinhalte
  • Flexibilität
  • Sichtbarkeit als attraktiver Arbeitgeber (Employer Branding)
  • Und vor allem: echtes Interesse an jungen Menschen.

Wer bereit ist, Zeit, Geld und Geduld zu investieren, erntet nicht nur Kompetenz – sondern Loyalität.

Kulturwandel statt Obstkorb

Einmal im Jahr ein Teamtag, ein Obstkorb in der Küche und ein Wasserspender reichen nicht aus, um Menschen langfristig zu binden. Viele meinen es gut mit Benefits – aber Motivation entsteht nicht durch Bananen, sondern durch Wertschätzung und Teilhabe.

Was Mitarbeiter:innen wirklich wollen:

  • Faire Gehälter
  • Mitgestaltung
  • Sinnvolle Aufgaben
  • Eine Kultur, in der sie gehört werden

Denn mal ehrlich:
Ein „Danke“ ist nett – aber es zahlt keine Miete.
Wertschätzung muss sich auch auf dem Kontoauszug zeigen. Wer qualifizierte Fachkräfte will, muss ihr Können angemessen entlohnen.

Gleichzeitig braucht es einen Wandel in der Führung. Gefragt ist heute Leadership mit Haltung: Zuhören, Feedback zulassen, Fehler nicht bestrafen, sondern als Lernchancen sehen.

Digitalisierung: Ein unterschätzter Hebel für den Fachkräftemangel in Zahnarztpraxen

Im Alltag bestellen wir Taxis per App, regeln unser Banking mobil und steuern die Heizung vom Sofa aus. Und in der Zahnarztpraxis? Da fühlt sich die Digitalisierung oft noch an wie das Internet Anfang der 2000er.

Dabei steckt darin enormes Potenzial:

  • Entlastung des Teams
  • Automatisierung zeitintensiver Prozesse
  • Mehr Überblick und Struktur
  • Zeitgewinn für das Wesentliche: Patient:innen und Umsatz

Doch oft fehlt ein klarer Plan. Statt Strategie gibt es Tool-Chaos. Dabei ist klar: Digitalisierung ist kein Luxus-Extra, sondern ein echter Gamechanger. Und wer digital vorangeht, punktet auch im Wettbewerb um Talente.

Fazit: Wer jetzt nicht handelt, verliert den Anschluss

Die gute Nachricht: Es ist noch nicht zu spät.
Aber der Zeitpunkt zu handeln ist jetzt. Sonst bleiben künftig nicht nur Behandlungszimmer leer – sondern auch die Teams dahinter.

Wer seine Unternehmenskultur, Ausbildungsmodelle, Arbeitsbedingungen und Führungsstrukturen jetzt ehrlich hinterfragt und modernisiert, hat alle Chancen, zum Magneten für Fachkräfte zu werden und dem Fachkräftemangel in Zahnarztpraxen entgegenzusteuern.

Der Wettbewerb um Talente ist hart – aber er ist nicht verloren.
Wer den Schalter umlegt, gewinnt nicht nur gute Leute, sondern auch Zukunft.

Der erste Schritt? Ein Blick in den Spiegel

Fragen Sie sich ganz ehrlich:
Würden Sie heute selbst in Ihrer Praxis anfangen wollen?

Wenn Sie zögern – dann ist genau jetzt der richtige Moment, etwas zu verändern.
Denn Veränderung beginnt bei uns selbst. Nicht mit einem neuen Tool oder Flyer. Sondern mit einem ehrlichen Blick in den Spiegel – statt nur durchs Praxisfenster.

Annette Neuhaus
Praxismanagerin & Praxiscoach
ZA eG

i 3 Inhalt

Starke Praxen entstehen nicht durch Zufall – sondern durch Menschen, die sich weiterbilden, weiterdenken und gezielt fördern lassen.